Compagnie

Compagnie

Compania Sincara ist ein 2016 gegründetes Theaterkollektiv mit Basis in Leipzig. Mit ihrer einmaligen Maskentheaterkunst ist die Compagnie eine der ungewöhnlichsten Theatererscheinungen im deutschsprachigen Raum der letzten Jahre. Rico Dietzmeyer (Capocomico), Franziska E. Schubert (Masken), Lisa-Maria Totzke (Bühne & Ausstattung) und Christoph Püngel (Licht & Produktionsleitung) bilden das Kernteam der Compagnie. In wechselnden Konstellationen von Schauspieler:innen und Musiker:innen arbeitet das Kollektiv kontinuierlich an der Revitalisierung des traditionellen Theatermittels ›Maske‹ sowie an der Kreation eines eigenen, neuen, zeitgemäßen Volkstheaters, das neben anderen progressiven Theaterformen wie Performance oder Diskurstheater dringend gebraucht wird – ein Theater, das durch die Jahrhunderte geht, um die Gegenwart aufzuwirbeln: Publikumsnah, frech, verführerisch, bewegend, politisch und zugleich sinnlich und präzise mit hoher schauspielerischer Handwerkskunst.

Dabei fing alles ganz klein an. Als studentisches Kollektiv aus dem Ei der Leipziger Theaterforschung gepellt, entwickelte sich die Compagnie schnell zu einer ernst zu nehmenden Akteurin in der Freien Theaterszene und schart heute mehr als ein Dutzend Künstler:innen um sich. Insbesondere die Forschungsarbeiten Gerda Baumbachs (Historische Anthropologie des Akteurs) waren Initiationspunkt sowie bleibende Inspirationsquelle der ganzheitlichen Auseinandersetzung mit Theater und seiner gesellschaftlichen Funktion. Als theaterhistorischer Rat unterstützt sie die Probenprozesse und ist wichtiger Hort des Wissens, der Kraft und der Motivation. Die Compania versteht die eigene Theaterarbeit als kulturelle Praxis, die einen kritischen Umgang mit Theorie und Historie verlangt. Dazu bedarf es einer historisierenden und auch wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Mit diesem Grundsatz arbeitet Compania Sincara in der Tradition von Theatermacher:innen wie Vsevolod Meyerhold, Benno Besson, Bertolt Brecht, Dario Fo, Ariane Mnouchkine (Théâtre du Soleil), Eugenio Barba (u. a.), die Theater stets im Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart sowie von Theorie und Praxis verstanden.


Leipziger Volkszeitung
... weniger ein Theater für den Kopf als vielmehr ein kräftiges Jahrmarktsspiel.
Ein Theater, das auch drinnen immer den Himmel spüren lässt.



Herzstück der Theaterarbeit sind die Clowns der Compania, Maskenfiguren eigener Art, schräge Vögel und Publikumslieblinge, trickreiche Figuren, liebevoll und anarchistisch zugleich – Verwandte von Chaplins Charlie oder Becketts Wladimir & Estragon aus »Warten auf Godot«. Sie setzen sich über (fast) alles hinweg, um sich ein gutes Verhältnis zum Publikum zu verschaffen. Sie sind alte Bekannte, Weggefährten, Vagabunden und Reisende, die durch unsere Welt stolpern; niemandem verpflichtet, erst recht keinem Diktat. Sie sind Randerscheinungen, Außenseiter der Realität, die einmal naiv, einmal gewitzt jenseits bürgerlicher Sittlichkeit mit den Dingen der Welt spielen. Darin liegt ihre Stärke. Sie sind Experten dafür, in der Auseinandersetzung mit Stücken, Stoffen und Entwürfen menschlichen Zusammenlebens, die großen und kleinen Konflikte, Widersprüche und Streitthemen der Gegenwart hervorzusuchen, durchzuprobieren und genießbar zu machen.

2017 ging die Compagnie mit ihrem ersten Stück »Don Q«, einer Masken- und Figurentheaterbearbeitung frei nach Cervantes »Don Quijote«, auf Debüt-Tournee durch Europa und spielte dabei auf Festivals in Russland, Estland, Österreich und Ungarn (u. a. beim internationalen Theaterfestival »MITEM« am Nationaltheater Budapest), begeisterte das Publikum und erhielt diverse Auszeichnungen. Seither führen Gastspiele die Compagnie regelmäßig durch Deutschland und Europa. 2022 wurde sie erste Empfängerin der »Im Dreiklang für Leipzig«-Förderung und kooperiert seither eng mit dem Schauspiel Leipzig und der Schaubühne Lindenfels (Leipzig).

Auszeichnungen

— 2020
Leipziger Bewegungskunstpreis 2019 (Turandot)
— 2017
Nominierung für den Fritz-Wortelmann-Preis in der Kategorie prof. Nachwuchs (Don Q)
— 2017
Hauptpreis, sowie Preise für beste Masken & Kostüme, beste Schauspielerin & bester Schauspieler, beste Regie beim int. Theaterfestival »Progress Sopron 2017« in Sopron, Ungarn (Don Q)
— 2017
Preis für die beste Inszenierung beim int. Theaterfestival »Ljubitelivõ 2017« in Sillamäe, Estland (Don Q)
— 2017
Preis für die besten Masken und die Preis für die innovativste Inszenierung des europ. Theaterfestivals »Theatre Revolution 6« 2017 in Tjumen, Russland (Don Q)
— 2017
Nominierung für den Leipziger Bewegungskunstpreis 2017 (Candide oder Die letzte aller möglichen Welten)
— 2016
Nominierung für den Leipziger Bewegungskunstpreis 2016 (Don Q)