Handwerk

Handwerk

Dumm der Narr, der tut, als wär er klug.
Doch klug, wenn er vernünftig sagt,
Was der Vernünftige närrisch tut.
Doch wahrhaft weise ist der Clown,
Der den Narren spielen kann.
Und das gut zu tun, bedarfs allerhand Verstand:
Er braucht Aug und Ohr am Publikum
Muss Stimmung, Stand und Reaktion
Genau durchschaun; und wenn er seine Späße macht
Den rechten Zeitpunkt nicht verfehln. Das ist ein Handwerk,
Im Aufwand nicht geringer als die Kunst des Weisen, denn:
Die Narrheit, die er weise zeigt, ist ehrlich.
Doch Weise, die sich närrisch zeigen, sind gefährlich.
Viola in »Was ihr wollt«
»Dann singen wir lieber
noch was!«

– Musik bei
Compania Sincara
Singen, summen, sägen, jauchzen, schmettern, grölen, tönen, trällern, zischen, klimpern, klappern, trommeln, flöten, leiern und ordentlich fiedeln — Musik ist ein entscheidendes erzählerisches Element für alle unsere Theaterarbeiten seit der ersten Stunde. Gleichrangig zu Figuren und Bühne erzählt die Musik mit: sinnlich, leiblich, rhythmisch und nicht immer harmonisch. Sie ist Mittlerin zwischen Realität und Phantasiewelt, zwischen Publikum, Akteur:innen und Figuren. Unsere Clowns selbst sind hoch musikalisch; sie singen, tanzen und musizieren, mal gemeinsam, mal sich gegenseitig überbietend – und: Sie lieben ihre Musiker:innen!

Über die Jahre hatten wir das Glück, mit einer Vielzahl großartiger Instrumentalist:innen und Theatermusiker:innen zusammenzuarbeiten und gemeinsam unser Spiel zum Klingen zu bringen. Bei uns ist Musik immer live, echt, reell, unmittelbar im Moment produziert — nichts kommt vom Band. Musik ist nicht nur der passende Song oder die stimmige Begleitung – sie ist Atmosphäre und Erzählerin zugleich. Sie kann eröffnen oder verdichten, stören oder tragen. Musizieren ist ein Menschheitsvermächtnis, Teil unseres kulturellen Seins — nicht nur zivilisatorische Errungenschaft, sondern eine existenzielle, sinnliche Praxis, die uns auch mit Aspekten der Natur verbindet, die uns im Alltag mehr und mehr verloren gehen.

Wir verstecken unsere Musiker:innen nicht in Gräben. Bei uns sind sie mit auf der Bühne, mit all ihren Instrumenten und Klangkörpern, als Spielpartner:innen der Clowns und gut sichtbar für das Publikum. Es kann sie beim Kreieren von Melodien und Tönen beobachten und staunen, wie aus bekannten und unbekannten Instrumenten oder einfachsten Gegenständen schallende Welten entstehen. Bei uns ist Musik nicht nur etwas fürs Ohr, sondern immer auch etwas fürs Auge – und eben auch ein Handwerk.

Das breite musikalische Spektrum bewegt sich dabei zwischen Opernarie, Volkslied und Brechtsong, zwischen ›Klassikern‹ und Ausflügen in experimentellen Pop, grobe Straßenklänge treffen auf feine Harmonien, chorische Elemente verbinden sich mit traditionellen und klassischen Instrumenten: Piano, Mandoline, Geige, Blockflöte, Trompete oder Waldhorn treffen auf singende Säge, Schelle, Pauke, Kalimba und Quetschkommode – verschiedene Klangwelten, die miteinander kommunizieren.

Und wenn wir etwas lieben, dann ist es, Lieder zu singen – etwas, das in unserer heutigen Zeit immer kürzer kommt. Mittlerweile haben unsere Clowns ein beachtliches Repertoire an Liedern im Gepäck – ein buntfleckiges musikalisches Sammelsurium an Gassenhauern, Chansons, Schlagern und Ohrwürmern, die sie leidenschaftlich wie kritisch zum Besten geben: Volkslieder wie »Soldatenhimmel« oder »Behüt’ dich Gott, es wär so schön gewesen«, Songs von Brecht, Weil, Dessau und Eisler wie die »Kinderhymne«, das »Lied vom Rauch« oder »Die Ballade von den Seeräubern«, so manche Opernarie wie Puccinis »Nessun dorma« oder Donizettis »Una furtiva lagrima« und aber auch eigene Songs wie etwa das »Lied von der Endlichkeit der Melancholie und vom Essen«. Sie verabschieden sich singend vom schönen Wald, erzählen vom Jungsein und vom Altsein, von großer Sehnsucht und großem Hunger und schmettern so mancherlei Kanon oder das ein oder andere Liebeslied — »Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König.«

Und da diese nicht immer nur lustig und beschwingt, verträumt und lieblich sind, sondern durchaus auch frech und hintersinnig, gar bitterbös bis hochpolitisch, weht mit jedem geliebten Lied mitunter auch ein zugiger Wind durch den Saal.

Unsere Musiker:innen
Lieder aus unseren Stücken

– Folgt in Kürze –


– Folgt in Kürze –


– Folgt in Kürze –


– Folgt in Kürze –


– Folgt in Kürze –


– Folgt in Kürze –

»Doch wahrhaft
weise ist der Clown!«

– Maskenspiel mit
Compania Sincara
Masken sind das zentrale Element unserer Theaterarbeit, ja, unseres Theaterverständnisses. Sie sind uraltes Mittel des Verwandelns, einer existenziellen menschlichen Praktik. Traditionelle Masken waren große Verallgemeinerungen, hinter denen mythische Figuren standen.

Eine daraus abgeleitete Schauspielkunst mit Masken hat eine andere Funktion, entfaltet andere Formen von Intelligenz und Sensibilität und zeigt vom Menschen Aspekte, die in der langen bürgerlichen Entwicklung des Theaters ohne Masken weggefallen sind, ja, beiseite gelassen wurden. Dafür verlangt sie von ihren Akteur:innen auch andere Mittel – eine Vielseitigkeit von Ausdrucksmitteln, die als erstes ein anderes Verhältnis zum Körper und zum Publikum voraussetzen.

Wir widmen uns in unserer Theaterarbeit der Revitalisierung des traditionellen Theatermittels ›Maske‹ sowie der Rehabilitierung von traditionellen Theaterfiguren (Clowns). Diese trickreichen, schrägen Vögel – Nachfahren der mythischen Figuren alter Zeiten –, liebevoll und anarchistisch zugleich, setzen sich über (fast) alles hinweg, um sich ein gutes Verhältnis zum Publikum zu verschaffen. Sie sind Reisende, die durch unsere Welt stolpern, Randerscheinungen, Außenseiter der Realität, die einmal naiv, einmal gewitzt jenseits bürgerlicher Sittlichkeit mit den Dingen der Welt spielen.

In unseren Workshops geben wir Einblicke in die besonderen Anforderungen und Naturgesetze der Spielweise mit Maskenfiguren. Was passiert, wenn eine Akteur:in ›hinter einer Maske‹ verschwindet? Verschwindet sie wirklich? Und wer taucht stattdessen auf? Oder passiert bei einer Verwandlung gar etwas Doppeltes?

Locker und verspielt versuchen wir uns mittels schau­spielerischer Übungen mit und ohne Gesichtsmasken, an die Handwerkzeuge eines offenen, rhythmischen, musikalischen Erzählens heranzutasten und uns so den Kräften dieses uralten Theatermittels anzunähern. Im Anlernen entsprechender Techniken probieren wir mit unseren Teilnehmer:innen auch das elementare Spielverhältnis, im direkten Austausch mit dem Publikum zu agieren.